Wäre es nur Menschen alleine überlassen gewesen zu entscheiden, welches die sechs wichtigsten Lehrthemen des christlichen Glaubens sind, dann wäre die Lehre vom Handauflegen wohl kaum mit hinein genommen worden. Nun ist aber letztendlich der beste Kommentar zur Bibel die Bibel selber. In diesem Lehrbrief wollen wir das vierte dieser Lehrthemen untersuchen: Die Handauflegung.

Was bedeutet eigentlich der Ausdruck Handauflegung, wie ist er genau zu verstehen? Es ist eine Handlung, bei der ein Mensch seine Hand oder seine Hände auf den Körper einer andern Person platziert mit einer eindeutig geistlichen Absicht oder aus einem geistlichen Grund. Üblicherweise ist diese Handlung begleitet von Gebet, einer prophetischen Eingebung oder beidem.

Ausserhalb von einem religiösen Zusammenhang ist Hände auflegen nichts Fremdes oder gar ungewöhnliches menschliches Verhalten. In manchen Teilen der Welt ist es beispielsweise üblich, dass sich Freunde zur Begrüssung die Hand auf die Schulter legen.

Diese Handlung signalisiert eine freundschaftliche Beziehung und bringt Freude am Zusammentreffen zum Ausdruck. Oder nehmen wir eine Mutter mit einem Kind, welches über Kopfschmerzen oder Fieber klagt, dann ist es ganz natürlich, um nicht zu sagen instinktiv normal, dass die Mutter mit ihrer Hand über den Kopf des Kindes streicht und so das Kind beruhigt, tröstet und liebkost.

In einem religiösen Zusammenhang kann man daher die Praxis des Handauflegens als eine Erweiterung oder Anpassung eines grundsätzlich natürlichen Verhaltens betrachten. Als religiöse Handlung bezeichnet das Handauflegen in der Regel eine von drei Möglichkeiten:

Erstens: Die handauflegende Person übermittelt Segen oder geistliche Autorität auf diejenige Person, der Hände aufgelegt werden. Zweitens: Die handauflegende Person anerkennt oder bestätigt öffentlich geistliche Segnungen oder Autorität, welche die Person, die Handauflegung erfährt, bereits empfangen hat. Drittens: Die handauflegende Person kann dadurch öffentlich die Person, welche die Handauflegung empfängt, für eine besondere Aufgabe oder einen Dienst vor Gott aussondern und verpflichten. Manchmal können diese Absichten auch in einer einzigen Handauflegung kombiniert vorkommen.

Zwei alttestamentliche Vorbilder

Wenn wir uns jetzt direkt der Bibel zuwenden, stellen wir fest, dass Händeauflegen bereits eine gängige Praxis war in den ersten Aufzeichnungen des Volkes Gottes. Das kann man im 1. Mose sehen, zum Beispiel 1. Mose 48,14, wo zu lesen ist, wie Joseph seine zwei Söhne (Ephraim und Manasse) zu seinem Vater Jakob brachte, damit sie einen Segen empfangen sollten:

«Aber Israel streckte seine rechte Hand aus und legte sie auf Ephraim, des Jüngeren, Haupt und seine Linke auf Manasses Haupt und kreuzte die Arme, obwohl Manasse der Erstgeborene war.»

Zunächst dachte Joseph, sein Vater habe einen Fehler gemacht. Er versuchte, die Hände seines Vaters auf den Köpfen zu vertauschen und wollte die rechte Hand auf den Kopf Manasses, des Erstgeborenen legen und die linke auf Ephraims, des jüngeren Kopf. Jakob machte jedoch deutlich, er habe bewusst unter göttlicher Führung so gehandelt, als er die rechte Hand auf den Kopf von Ephraim und die linke Hand auf Manasses Kopf legte. Mit so gekreuzten Armen segnete er dann die zwei Knaben. Dabei hat er dem Jüngeren den ersten und grösseren Segen vermittelt und dem Älteren durch das Auflegen der linken Hand den kleineren.

Unser zweites Beispiel handelt von Mose. Als das Ende seines irdischen Dienstes auf ihn zu kam, bat er den Herrn, einen neuen Leiter über Israel zu bestimmen, der Moses Stelle einnehmen und ausfüllen könne. Die Art und Weise, wie der Herr dieses Anliegen befriedigen wollte, steht in 4. Mose 27,18-20 aufgezeichnet:

«Und der HERR sprach zu Mose: Nimm dir Josua, den Sohn des Nun, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hand auf ihn! Und stelle ihn vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde, und beauftrage ihn vor ihren Augen; und lege von deiner Würde einen Teil auf ihn, damit die ganze Gemeinde der Söhne Israel ihm gehorche!»

Wie Mose diese Anordnung umsetzte, ist in den Versen 22 und 23 aufgezeichnet:

«Und Mose tat es, wie der HERR ihm geboten hatte, und nahm Josua und stellte ihn vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde. Und er legte seine Hände auf ihn und beauftragte ihn, wie der HERR durch Mose geredet hatte.»

Das Resultat, das in Josua bewirkt wurde, steht in 5. Mose 34,9:

«Josua aber, der Sohn des Nun, war erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Und die Söhne Israel gehorchten ihm und taten, wie der HERR dem Mose geboten hatte.»

Aus diesen Abschnitten können wir sehen, dass die Handauflegung von Mose auf Josua von grosser Bedeutung war – nicht nur für Josua selbst, sondern auch für die Gemeinde von Israel als Ganzes. Mit dieser von Gott angeordneten Handlung erreichte Mose zwei Hauptzwecke: Erstens übertrug er einen Anteil vom Geist der Weisheit und der Ehre, den er selber von Gott empfangen hatte. Zweitens bezeugte er damit vor der ganzen Gemeinde von Israel öffentlich, dass Gott Josua zum Nachfolger und Führer des Volkes bestimmt hatte.

Neutestamentliche Anordnungen für Heilung

Lasst uns nun das Neue Testament aufschlagen und sehen, welche Rolle das Auflegen der Hände hier spielt. Wir werden feststellen, dass es fünf unterschiedliche Absichten gibt, in denen nach den Grundsätzen des Neuen Testamentes Hände aufgelegt werden können. Es sind folgende: Handauflegung im Zusammenhang mit körperlicher Heilung, um die Taufe im Heiligen Geist zu vermitteln, um Geistesgaben weiter zu geben, um Christen als Mitarbeiter aus Lokalgemeinden auszusenden und um Älteste und Diakone in ihre Aufgabe einzusetzen.

Der erste Zweck dieser Liste – welcher der einzige ist, auf den wir in diesem Lehrbrief unsere Aufmerksamkeit richten werden – ist ganz direkt mit dem Dienst der Heilung von körperlichen Gebrechen verbunden. Autorisiert hat das der Herr Jesus selbst im so genannten Missionsbefehl am Ende seines irdischen Dienstes. Das steht in Markus 16,17-18 geschrieben. In diesen Versen erwähnt Jesus fünf übernatürliche Zeichen, welche das Predigen des Evangeliums begleiten werden und die von allen Gläubigen beansprucht werden dürfen durch Glauben im Namen Jesu. Das fünfte dieser von Jesus eingesetzten, übernatürlichen Zeichen ist folgendes:

«Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie . Schwachen die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.»

Hier wird die Handauflegung im Namen Jesu als ein Weg eingesetzt, wie kranken Menschen mit körperlicher Heilung gedient werden kann. Später im Neuen Testament, in Jakobus 5,14-15, finden wir eine leicht andere Anordnung:

«Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.»

Die Anordnung bezieht sich hier auf das Salben der Kranken mit Öl im Namen des Herrn.

Beide Anordnungen sind jedoch nur wirksam, wenn sie durch den Glauben im Namen des Herrn Jesus Christus ausgeübt werden. Im Falle des Salbens mit Öl wird sogar ausdrücklich vermerkt, dass Gebet diese Handlung begleiten muss. Im Abschnitt von der Handauflegung im Markus­evangelium wird Gebet jedoch nicht ausdrücklich erwähnt. Allerdings wäre es in den meisten Fällen nur natürlich, für eine kranke Person auch zu beten, der man die Hände auflegt.

Andererseits scheint es selbstverständlich, ja fast instinktiv, einer Person, die man mit Öl salbt, auch gleichzeitig Hände aufzulegen. So werden die beiden Anweisungen kombiniert zu einer einzigen. Das muss allerdings nicht sein. Es ist durchaus schriftgemäss, einer kranken Person die Hände aufzulegen, ohne sie mit Öl zu salben. Umgekehrt entspricht es auch der Schrift, mit Öl zu salben ohne Handauflegung.

Da stellt sich die Frage fast von selbst, ob es denn einen Unterschied gibt in der Anwendung der beiden Anordnungen, der blossen Handauflegung und dem Salben mit Öl. Gibt es Zeiten, Situationen oder Umstände, wo es zutreffender ist, das eine oder das andere zu tun? Und falls das so ist, welche Schriftprinzipien sollen uns dabei leiten?

Für Christen

Die Passage im Jakobusbrief, die vom Salben mit Öl redet, beginnt mit diesen Worten:

«Ist jemand krank unter euch? Der rufe die Ältesten der Gemeinde.»

Da der Jakobusbrief sich in erster Linie an bekennende, praktizierende Christen richtet (wenn auch in einem jüdischen Umfeld), scheint sich der Ausdruck «... unter euch ...» auf gläubige Menschen zu beziehen. Das passt auch zum Gebot, das unmittelbar folgt: «Der rufe die Ältesten der Gemeinde.»

Jemand, der sich nicht zum Glauben bekennt und nicht mit den Christen der Gemeinde verbunden ist, wäre mit der Bezeichnung «unter euch» wohl kaum gemeint. Ausserdem wüsste eine solche Person ja nicht, wer die Ältesten der Gemeinde sind, d. h. wen sie rufen sollte. Die Anordnung mit Öl zu salben, scheint daher vor allem für diejenigen gegeben zu sein, die bereits Christus bekennen und mit einer Gemeinde verbunden sind.

Die zweite wichtige Lektion, die es in dieser Passage im Jakobusbrief zu lernen gibt, ist: der Herr erwartet, dass Christen mit einer Gemeinde verbunden sind und dass ihre Leiter bereit sind, Kranken im Glauben gemäss der Schrift zu dienen. Der Satz «... er rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn» deutet beides an: Erstens, dass jeder Christ mit einer Gemeinde so verbunden ist, dass er die Leiter und sie ihn kennen. Und zweitens, dass die Leiter bereit sind, ihren anvertrauten Geschwistern im Glauben mit körperlicher Heilung zu dienen, entsprechend den Diensten und Begabungen, die vom Herrn in die Gemeinde gesetzt wurden.

Wir wollen zurückkehren zur anderen Anweisung von der Handauflegung, wie sie uns in Markus 16 vorgestellt wird. Wir stellen fest: Der Zusammenhang zeigt, dass diese Anordnung zusammen mit der Verkündigung des Evangeliums an Unbekehrte gedacht ist. Die hauptsächliche Anwendung richtet sich daher an Menschen, welche noch nicht Christen sind oder ganz neu im Glauben stehen.

Wir kommen zu diesem Schluss, weil dieses Zeichen, wie die andern von Jesus eingesetzten Zeichen, direkt auf sein Gebot an seine Jünger folgt, die ganze Welt zu evangelisieren (Markus 16, 15-17):

«Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer glaubt und getauft wird, der wir selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind …»

Jesus fährt dann gleich weiter und zählt die fünf übernatürlichen Zeichen auf, und er endet mit dem Heilen von Kranken durch Handauflegung. Damit wird angedeutet, dass alle diese übernatürlichen Zeichen – einschliesslich Kranke heilen – von Gott mit der Absicht gegeben wurden, Zeugnis abzulegen von der göttlichen Wahrheit und Autorität der Evangeliumsbotschaft; und das insbesondere an Orten, wo diese Botschaft bisher noch nicht vernommen wurde.

Das deckt sich auch mit dem Bericht von evangelistischen Aktivitäten der Jünger am Ende des Markusevangeliums, nämlich in Markus 16,20:

«Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen»

Das zeigt, der hauptsächliche Zweck dieser übernatürlichen Zeichen – einschliesslich der Heilung von Kranken durch Handauflegung – ist, die Wahrheit der Evangeliumsbotschaft jenen Menschen zu bekräftigen, welche sie bis dahin noch nicht angenommen haben. Es leuchtet ein, dass diese Methode, Kranken zu dienen durch Handauflegung im Namen Jesu, nicht in erster Linie für gegründete Christen, die Gemeindeglieder sind, sondern eher für Unbekehrte oder solche, die neu im Glauben stehen, gedacht ist.

Wie kommt nun Heilung als Resultat von Handauflegung zu Stande? Die Schrift gibt auf diese Frage keine detaillierte Antwort. Jesus sagt bloss: «Auf Kranke werden sie Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden.» Statt «besser mit ihnen werden» könnten wir auch übersetzen: «sie werden gesund werden» oder einfach «sie werden gesund sein».

Auf Grund dieser Worte Jesus bleiben zwei Dinge unter der Souveränität Gottes: Die genaue Art und Weise, wie die Heilung offenbar wird und die Zeitspanne, welche der Prozess der Heilung dauern wird. Wir können diesen Aussagen die Worte des Paulus im 1. Korintherbrief gegenüber stellen, wo in Kapitel 12, Vers 6 steht:

«Und es sind mancherlei Kräfte, aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allem.»

In dieser Sache der Handauflegung auf Kranke gibt es, wie Paulus es ausdrückt, «mancherlei Kräfte». Das bedeutet, der Prozess der Heilung läuft nicht immer auf die selbe Art und Weise ab.

Im einen Fall kann die Handauflegung der Kanal sein, durch den die Geistesgabe der Heilungen operiert. Dann übermittelt die Person, welche Hände auflegt, übernatürliche Heilungskraft oder Kraft von Gott in den Körper der Person, der Hände aufgelegt werden. Nicht selten fühlt eine solche Person in ihrem Körper die übernatürliche Kraft von Gott.

Ein allmählicher Prozess?

In anderen Fällen jedoch gibt es kein Verspüren von Kraft, vielmehr ist das Händeauflegen ein simpler, nüchterner Glaubensakt. Heilung folgt ohne dramatisch übernatürliche Erfahrung.

Andererseits sagt Jesus nichts zur Zeitspanne, welche der Heilungsprozess in Anspruch nimmt. Manchmal wird eine vollständige Heilung augenblicklich in dem Moment empfangen, in dem Hände aufgelegt werden. Ein anderes Mal. jedoch geschieht Heilung in einem allmählichen Prozess. Im letzteren Fall ist es sehr wichtig, dass die Person, welche Heilung sucht, aktiv Glauben übt und bewahrt, bis der Heilungsprozess abgeschlossen ist.

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