Wenn man an eine große Stadt wie z.B. Miami denkt, könnte man sagen, dass es in Miami viele verschiedene Gemeinden gibt. Aber ich denke nicht, dass es Gott auch so sieht. Ich glaube, dass es für Gott nur eine Gemeinde gibt. Schließlich wird uns im Buch der Offenbarung gesagt, dass sich Jesus mit seiner Braut – der Gemeinde – vermählen wird. Und ich denke nicht, dass Jesus ein Bigamist ist. Darum können wir über verschiedene Gemeinden sprechen, während es für Gott nur eine Gemeinde gibt. Als Paulus seine Briefe schrieb, hat er nicht an die Baptistengemeinde in Korinth oder die Kirche der Offenen Bibel in Rom oder die Evangelische Kirche in Ephesus geschrieben. Er hat immer an die Gemeinde einer Stadt geschrieben. Davon sind wir heute weit entfernt, aber ich denke nicht, dass Gott seine Meinung je geändert hat.

Ich glaube darum, dass es für die Gemeindeleiter innerhalb einer Stadt oder einer Region wichtig ist zu wissen, wie sie eine Beziehung zueinander finden. Es ist sehr leicht, selbstzentriert zu sein – nur an „meine Gemeinde“ zu denken und sich ausschließlich darauf zu konzentrieren. Aber das ist keine biblische Haltung. Ich glaube, wir sollten einander als Älteste in ein und derselben Gemeinde betrachten. Eines der wichtigsten Elemente des christlichen Charakters lässt sich dadurch erkennen, dass man fragt, welchen Platz das Kreuz in unserem Leben einnimmt. Paulus setzt in Galater 2,20 den Maßstab:

„Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir …“

Ich frage mich, ob das in meinem Leben zutrifft. Denn es ist der einzige Schutz. Paulus fährt in Galater 5,24 fort:

„Die aber dem Christus Jesus angehören, haben das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.“

Das ist eine Beschreibung von Menschen, die wirklich zu Christus gehören. Es wird nicht gesagt, dass sie zur Kirche der Offenen Bibel, zu den Baptisten, den Presbyterianern oder den Katholiken gehören. Das einzige Kennzeichen dafür, dass sie wirklich zu Christus gehören, liegt darin, dass sie ihr Fleisch gekreuzigt haben.

Nun sagt Paulus in Römer 6,6, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist. Das ist etwas, was Gott getan hat. In Galater 5,24 sagt er aber, dass dies etwas ist, das wir tun müssen. Wir müssen die Nägel in unsere fleischliche Natur schlagen. Und Kreuzigung ist immer etwas, das weh tut. Es gibt keine schmerzlose Kreuzigung.

Gottes Maßstab

Nachdem wir festgestellt haben, dass Charakter nur durch das Kreuz kommt, wollen wir einen Blick darauf werfen, welchen Charakter Gott von uns erwartet. In Psalm 15 ist folgende Beschreibung zu finden:

„HERR, wer darf in deinem Zelt weilen? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Der rechtschaffen wandelt und Gerechtigkeit übt und Wahrheit redet in seinem Herzen, nicht verleumdet mit seiner Zunge, kein Übel tut seinem Gefährten und keine Schmähung bringt auf seinen Nächsten, in dessen Augen der Verworfene verachtet ist, der aber die ehrt, die den HERRN fürchten; der, hat er zum Schaden geschworen, es nicht ändert; der sein Geld nicht auf Zins gibt, und kein Bestechungsgeschenk nimmt gegen den Unschuldigen. Wer solches tut, wird nicht wanken in Ewigkeit.“

Der erste Vers ist eine Frage, und der Rest des Psalms gibt die Antwort darauf. David zählt sieben Eigenschaften eines Menschen auf, der auf Gottes heiligem Berg wohnen darf. Wenn auch wir dorthin wollen, brauchen wir diese Eigenschaften. Wir wollen einen Blick auf diese Eigenschaften eines Menschen werfen, der auf Gottes heiligem Berg wohnen darf – und dabei nicht vergessen, dass sie ein Produkt der Gnade sind, einer Gnade, die wirksam ist.

Einer, der rechtschaffen wandelt. Die Taten eines solchen Menschen sind in Gottes Augen richtig.
Einer, der Gerechtigkeit übt. Das ist einer, der auch tut, was er predigt. Er spricht in seinem Herzen die Wahrheit. Was aus seinem Mund herauskommt, ist das, was er auch im Herzen hat. Er sagt nicht etwas mit seinem Mund, während er im Herzen etwas ganz anderes denkt.
Einer, der mit seiner Zunge nicht verleumdet. Er redet nicht über andere hinter deren Rücken. Es heißt, dass viele christliche Pfarrer, die verletzt sind, ihre Wunden im Rücken haben.
Einer, der seinem Gefährten kein Übel tut. Er ist freundlich und fair.
Einer, der seinen Nächsten nicht schmäht. Wenn man zu ihm geht und ihm etwas Schlechtes über seinen Freund erzählen will, wird er gar nicht zuhören. Er wird es nicht aufgreifen. Das ist einer der wichtigsten Punkte der christlichen Ethik.
Einer, in dessen Augen der Verworfene verachtet ist. Er macht vor dem Bösen keine Verbeugung. Ein Mensch kann politisch oder auch in der Gemeinde sehr wichtig sein, aber wenn er gemein ist, wird er von diesem Menschen verachtet.
Einer, der jene ehrt, die den Herrn fürchten. Er erweist allen Kindern Gottes Achtung. Er behandelt auch jene achtungsvoll, die unwichtig zu sein scheinen.
Einer, der zum eigenen Schaden schwört und es nicht ändert. Wenn er eine Verpflichtung eingeht, hält er daran fest – auch wenn es zu seinem eigenen Nachteil ist.
Einer, der sein Geld nicht für Zins verleiht. Er berechnet dem, der sich von ihm Geld geborgt hat, keine Zinsen.
Einer, der sich gegen einen Unschuldigen nicht bestechen lässt.

Man kann ihn nicht dafür bezahlen, dass er gegen einen Unschuldigen etwas unternimmt. Am Schluss wird gesagt: „Wer solches tut, wird nicht wanken in Ewigkeit.“ Ein solcher Mensch ist nicht zu erschüttern. Wenn alle Ältesten in der Gemeinde von dieser Art wären, würde es in der Kirche keine Probleme geben. Ich glaube, das sind die Merkmale einer christlichen Ethik. Durch das Praktizieren dieser zehn Punkte könnten wir die ethische Krise in der Kirche ausrotten.

Lassen Sie uns Kolosser 3,3-5 ansehen und noch tiefer gehen:

„Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, euer Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit. Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist.“

Christus ist unser Leben. Es ist ein Leben, das unzerstörbar ist. Es kann nicht ausgelöscht werden. Es ist unbesiegbar und von ewiger Dauer. Und Paulus fügt hinzu: „Tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind.“ Mit anderen Worten: man muss sie für tot halten. Das ist keine einzelne Erfahrung, sondern es erfordert ein Leben in andauernder Disziplin.

„Wenn es nun irgendeine Ermunterung in Christus gibt, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendein herzliches Mitleid und Erbarmen, so erfüllt meine Freude, dass ihr dieselbe Gesinnung und dieselbe Liebe habt, einmütig, eines Sinnes seid, nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht , sondern dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst; ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern ein jeder auch auf das der anderen!“

Pauls beschreibt hier, in Philipper 2,1-4, die Haltung, die wir haben sollen, um die Einheit im Leib Christi aufrecht zu halten. Er benutzt verschieden Worte, aber es gibt ein Wort, das alles abdeckt: Demut. Das ist der Schlüssel zur Einheit. In Sprüche 13,10 heißt es: „Durch Hochmut gibt es nur Zank“. Darum ist es logisch, dass das Gegenteil von Hochmut nämlich Demut – die Lösung für allen Streit ist.

Die Bibel sagt nie, dass Gott uns demütig machen wird. Die Bibel sagt aber immer, dass wir uns selbst demütigen sollen. Das ist nichts, was Gott für uns tun wird. Es ist etwas, das wir selbst tun müssen.

Paulus sagt auch, dass wir nichts aus Eigennutz tun sollen. Selbstsüchtiger Ehrgeiz ist meiner Meinung nach das größte Problem in der Kirche.

Ich habe einen Freund, der in den Vereinigten Staaten eine religiöse Zeitschrift herausgibt. Vor einigen Jahren sagte ich zu ihm: „Viele Artikel deiner Zeitschrift sind gut. Aber nachdem ich die Werbung gelesen habe, meine ich mich duschen zu müssen, denn sie ist reine Eigenreklame.“

Es ist etwas Persönliches

Beim christlichen Glauben geht es in erster Linie um richtige Beziehungen, nicht um richtige Lehre. Das Evangelium ist keine Reihe von Regeln. Es ist keine Aussage über Gott. Der Glaube kommt nicht davon, dass man alles über Gott weiß. Der Zweck der Frohen Botschaft zielt auf die richtige Beziehung zu Gott ab. Jede Predigt des Evangeliums, die das nicht bewirkt, ist eine Katastrophe.

In Matthäus 18,15-17 spricht Jesus darüber, wie man mit anderen richtige Beziehungen pflegt:

„Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführ ihn zwischen dir und ihm allein! Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde! Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner!“

Es geht dabei um drei Schritte. Gehen Sie selbst zu Ihrem Bruder hin. Wenn Sie die Sache alleine regeln können, brauchen Sie nichts weiter zu unternehmen. Wenn das nicht der Fall ist, sollten Sie zwei oder drei verlässliche Zeugen mitnehmen, damit das Gesagte belegt wird. Wenn das immer noch nicht hilft, sollten Sie das Ganze vor die Gemeinde bringen. Was immer die Gemeinde sagt, muss getan werden. Wenn er auch auf die Gemeinde nicht hören will, dann behandeln Sie ihn nicht länger als einen Mitchristen. Er hat das Recht verloren, ein Gläubiger genannt zu werden.

Das macht die Gemeinde sehr wichtig. Ich frage mich oft, ob manche Gemeinden die Voraussetzung haben, die ihnen das Recht dazu gibt, so zu handeln. Jesus fährt in Vers 19 und 20 fort:

„Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde überein kommen, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“

Das griechische Wort für „übereinkommen“ ist ein musikalischer Begriff. Es führt uns zu dem Wort „Symphonie“. Es spricht von Harmonie. Und Jesus sagt damit: „Wenn zwei von euch auf der Erde in Harmonie über das sind, was sie erbitten, so wird es ihnen zuteil werden.“ Ich bin kein Musiker, aber ich weiß, dass es für die Ohren äußerst schmerzhaft ist, wenn etwas nur beinahe harmonisch ist. Ich habe viele christliche Beziehungen begleitet, die beinahe harmonisch waren. Ich denke, dass Gott im Himmel dabei seine Ohren zustopft.

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass ich Vers 18 übersprungen habe. Werfen wir jetzt einen Blick darauf:

„Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein.“

Das ist eine gewaltige Autorität! Die Autorität des Himmels ist in gewissem Sinn uns Gläubigen übertragen. Aber achten Sie darauf, dass wir es sind, die etwas tun müssen. Ich habe oft gehört, wie Christen dafür beten, dass Gott etwas bindet oder löst. Aber das ist nicht das, was die Bibel sagt. Gott sagt: „Binde du es in Meinem Namen.“ Es liegt an uns, den Glauben und den Mut aufzubringen, es zu tun. Wenn wir dann auf Erden etwas gebunden haben, wird es auch im Himmel gebunden sein.

Ich habe im Laufe der Jahre viele christliche Pfarrer gesehen, die unsicher sind, weil ihre Sicherheit auf Erfolg beruht. Ich habe eine völlig andere Sichtweise. Für mich bedeutet es Erfolg, es meinem Vater recht zu machen. Und Sicherheit bedeutet zu wissen, dass ich von meinem Vater geliebt bin. Ich glaube, dass es das ist, was das Evangelium bewirken soll. Wenn es für jeden Pastor einer Stadt das primäre Motiv wäre, es dem Vater recht zu machen, würde es keine Rivalität geben. Es würde keine Konkurrenz geben.

Ich glaube, Gott möchte, dass wir so leben. Ich glaube, dass das die Antwort auf die Frage nach der christlichen Ethik ist. Wenn unsere Beziehung zum Vater richtig ist, werden auch alle anderen Beziehungen in Ordnung kommen.

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