Das Schlachtfeld der Gedanken

Teaching Legacy Letter
*First Published: 2005
*Last Updated: Dezember 2025
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Haben Sie je versucht, sich einzureden, dass alles schief gehen wird? Wussten Sie einfach, dass Sie diesen Job nicht bekommen würden? Sogar schon vor dem Vorstellungsgespräch? Und haben ihn dann doch bekommen? Oder waren Sie sicher, dass die Kinder unterwegs in einen Autounfall verwickelt würden? Und dann kamen sie doch wohlbehalten zu Hause an? Im Nachhinein blicken wir oft auf Situationen wie diese zurück und fragen uns, warum wir uns solche Sorgen gemacht haben. Kamen Sie vielleicht manchmal zu dem Schluss, dass diese Sorgen völlig unbegründet waren?
Es ist nicht erstaunlich, dass das Syndrom der unbegründeten Sorgen in der Bibel angesprochen wird. Gott weiß, dass wir uns, wenn wir nicht aufpassen, unzählige Szenarien vorstellen können, in denen Beziehungen zerbrechen oder die schlimmsten Dinge passieren. Deshalb hat er in sein Wort Anweisungen eingebaut, damit wir diese Neigung zum Durchgehen unserer Phantasie erkennen und überwinden können.
Diese Kämpfe, die in unserem Kopf stattfinden, sind übrigens ein ganz normaler Teil unserer Erfahrungen als Christen. Paulus spricht in 2. Kor. 10 sehr anschaulich darüber. In Vers 3 sagt er:
„Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleisch.“
Paulus sagt, dass wir in physischen Körpern in einer materiellen Welt leben. Gleichzeitig befinden wir uns in einem Krieg, doch dieser Krieg wird nicht im physischen oder materiellen Bereich ausgetragen. Er findet in einem anderen Bereich statt. In Vers 4 erklärt er:
„Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig für Gott zur Zerstörung von Festungen …“
Gott hat uns die geeigneten Waffen gegeben, denn der Krieg, in den wir verwickelt sind, findet nicht im physischen Bereich statt. Unsere Waffen sind nicht physisch, sondern geistlich. Gott hat uns geistliche Waffen gegeben, die Festungen zerstören. In diesem Krieg gibt es Festungen, die gegen uns und gegen Gott gerichtet sind. Paulus fährt in Vers 5 fort, diese Festungen zu beschreiben:
„… so zerstören wir Vernünfteleien und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und nehmen jeden Gedanken gefangen unter den Gehorsam Christi …“
Alle diese Worte haben mit dem Bereich unseres Verstandes zu tun: Argumente, die Erkenntnis Gottes und die Gefangennahme aller Gedanken. Paulus hat damit klar gemacht, dass der Kampf in unserem Kopf stattfindet.
Es ist darum nicht unnatürlich oder ungewöhnlich, dass wir gedanklich unter Druck stehen. Es gehört zum Leben eines Christen dazu. Es ist nicht unbedingt ein Anzeichen dafür, dass wir etwas Falsches tun oder auf dem falschen Weg sind. Es ist einfach ein Teil unserer Gesamterfahrungen als Christ.
Der Feind in mir
An einem bestimmten Punkt meiner christlichen Erfahrungen machte ich eine verblüffende Überraschung: Ich hatte einen Feind Gottes in mir. Obwohl ich Christ war und Gott diente, machte ich die Entdeckung, dass mein eigener Verstand mein Feind war. Paulus erklärt in Röm. 8,7:
„… weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, sie kann das auch nicht.“
Ich bin mit einem hochgebildeten Verstand aufgewachsen. Ich hatte eine renommierte Universität besucht und war Professor geworden. Aber die Schwierigkeit lag darin, dass dieser gebildete Verstand ein Feind Gottes war. Ich hatte einen sehr gebildeten Feind Gottes in mir.
Viele Menschen vertrauen auf Bildung. Aber Bildung wird unseren Verstand nicht in dem Sinne verändern, dass er kein Feind Gottes mehr ist. Sie wird unseren Verstand nur so ausbilden, wie er ist. Wenn man einen fleischlichen Verstand hat und fünf Jahre lang eine Bildungsanstalt besucht, kann es sein, dass man mit einem hochgebildeten fleischlichen Verstand daraus hervorgeht.
Es muss eine totale und völlige Veränderung stattfinden.
Im zweiten Korintherbrief sagt Paulus, dass Gott uns die geeigneten Waffen gegeben hat. Für diesen Kampf stehen uns viele Waffen zur Verfügung, aber ich glaube, die zwei wichtigsten liegen darin, Zeit mit Gottes Wort zu verbringen und zu beten.
Als junger Christ machte ich eine Erfahrung, bei der ich Gottes Wort ein volles Jahr lang vertrauen musste, um körperlich geheilt zu werden. Jesus sagt in Mt. 4,4, dass der Mensch „von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht“ leben soll. Das hatte ich zu tun. Am Ende dieses Jahres war ich nicht nur körperlich geheilt, sondern ich hatte auch einen vollkommen anderen Verstand. Ich hatte gelernt, anders zu denken. Ich hatte gelernt, im Sinne von Gottes Wort zu denken.
Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich im Laufe dieses Jahres viele Gebetskämpfe zu bestehen hatte. Ich musste mir meinen Weg zur Wahrheit erkämpfen. Ich musste die Lügen des Widersachers zurückweisen – Zweifel, Mutlosigkeit, Angst – und es musste betend geschehen. Indem ich diese beiden großen Waffen benutzte – das Wort Gottes und das Gebet – habe ich schließlich die Schlacht in meinem Kopf gewonnen.
Drei Festungen
Im zweiten Korintherbrief spricht Paulus von Festungen. Andere Übersetzungen sprechen von den Festungen in unseren Gedanken. Was sind solche Festungen? Ich habe darüber lange nachgedacht und bin der Meinung, dass sie vor allem unter drei Stichworte fallen.
Das erste ist der Stolz. Die größte aller Festungen im nicht erneuerten menschlichen Verstand ist Stolz – ein Stolz, der sich selbst dient, sich selbst erhält und sich selbst erhöht.
Fast alle Rassen und Völker haben ein gewisses Maß an nationalem Stolz. Ich bin als Brite geboren – und glauben Sie mir, die Briten können ein sehr stolzes Volk sein. Es kann lange dauern, bis ein Brite einsieht, dass er ein Problem mit dem Stolz hat.
Deutschland ist ein anderes Land mit einer Geschichte nationalen Stolzes. Ich glaube, dass der Nationalismus der Schlüssel dazu ist, dass Hitler die Herrschaft über das deutsche Volk gewinnen konnte – auch über viele deutsche Christen.
Konfessioneller Stolz ist eine andere Art, wie eine solche Festung ersichtlich wird. Manche Leute sagen: „Ich kenne meine Konfession, also erzählen Sie mir nichts, das nicht mit der Lehre meiner Konfession übereinstimmt – selbst wenn es in der Bibel steht.“ Das könnte man von Baptisten, Methodisten, Pfingstlern oder Presbyterianern sagen – und die Liste ließe sich endlos weiter führen. Wenn Sie stets an allem festhalten, was unter ein bestimmtes Etikett fällt – sei es protestantisch, katholisch, presbyterianisch, pfingstlerisch oder was auch immer – dann ist anzunehmen, dass Sie in Ihrem Denken eine Festung des Stolzes haben.
Aus dem Stolz geht das Vorurteil hervor – Sie haben sich bereits entschieden, noch ehe Sie die Fakten kennen. Es ist engstirnig. Es ist arrogant. Es ist destruktiv.
Die dritte Festung ist eine vorgefasste Meinung – zu denken, dass man etwas kennt, obwohl es nicht der Fall ist, oder anzunehmen, dass man ein klares Bild von einer Sache hat, die man gar nicht kennt.
Ich möchte Ihnen gerne zeigen, wie Sie überprüfen können, ob Sie eine Festung haben. Wenn Sie feststellen, dass Sie bei der Erwähnung einer dieser Festungen unruhig werden, sollten Sie ehrlich genug zu sich sein, um eine Auseinandersetzung damit in Betracht zu ziehen. Der wichtigste Grund, sich dieser Sache zu stellen, liegt darin, dass Festungen verhindern, dass das Wort Gottes in unserem Leben Fuß fassen kann. Aus Psalm 119,130 lernen wir:
„Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Unverständigen.“ (Luther)
Möchten Sie Licht und Verständnis? Oder möchten Sie weiterhin im Halbdunkel, in Unwissenheit und Vorurteilen bleiben? Es ist Ihre Wahl. Wenn Sie Licht und Verständnis wollen, müssen Sie gegen diese Festungen in Ihrem eigenen Kopf mit der Wahrheit des Wortes Gottes und der Macht des Gebetes ankämpfen. Demütigen Sie sich und lassen Sie Gottes Wort sein Werk in Ihnen tun. Es wird Sie verändern, neu ausrichten, neu machen und umgestalten.
Vielleicht fragen Sie sich, wie es kommt, dass ich so viel über Sie weiß. Ich kenne Sie nicht. Aber ich kenne uns alle. Wir alle sind anfällig für diese Festungen. Wir alle befinden uns in einem spirituellen Krieg mit unserem Verstand, aber Gott hat uns die Waffen für den Sieg gegeben.
Der Helm der Hoffnung
Ich lernte zunächst, wie diese Waffen zu nutzen sind. Von 1949 an war ich für etwa neun Jahre Pastor einer Gemeinde in London. Ich hatte in meinem Dienst ein gewisses Maß an Erfolg. Wir sahen regelmäßig, dass Menschen in unserer Gemeinde gerettet, geheilt und im Heiligen Geist getauft wurden. Doch ich hatte persönliche Probleme, für die ich keinerlei Antwort fand. Insbesondere hatte ich ein Problem mit wiederkehrenden depressiven Anfällen, die sich wie eine schwere, dunkle Wolke auf mich legten. Diese Wolke schien mich niederzudrücken und von jeder normalen Kommunikation mit anderen Menschen abzuschneiden – auch mit meiner Familie.
Ich kämpfte dagegen mit allen Mitteln an, die ich kannte.
Ich betete. Ich fastete. Ich fasste gute Vorsätze. Ich tat alles, was mir in den Sinn kam, aber es wurde nicht besser. Ja, je mehr ich betete und fastete, desto schlimmer wurde es. Ich weiß noch, wie eine unserer Töchter – sie war damals etwa vierzehn Jahre alt – eines Tages zu mir sagte: „Daddy, bitte faste nicht. Wenn du fastest, ist es noch schlimmer mit dir.“ Ich war am Ende meiner Weisheit angekommen, als eines Tages eine Phrase aus Jes. 61,3 meine Aufmerksamkeit auf sich zog:
„… Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes …“
Als ich diese Phrase las, erkannte ich plötzlich, dass ich es mit einem Geist zu tun hatte – mit einer Persönlichkeit, die mich studierte, meine Schwächen kannte und wusste, wie und wann ich angreifbar war. Es hatte nichts mit einem mentalen oder psychologischen Zustand in mir selbst zu tun. Es hatte nichts mit einem Gewohnheitsmuster zu tun. Sondern da war eine Person auf mich angesetzt – vom Widersacher selbst – die mich studierte und meinen Untergang plante.
Dann erkannte ich, warum der Druck immer schlimmer wurde, je mehr ich Gott dienen wollte: weil es Aufgabe dieses Geistes war, mich in meinem Dienst für Gott zu behindern. Wenn ich etwas träger und gleichgültiger war, ließ der Druck nach. Aber je hingegebener und ernsthafter ich wurde, desto mehr nahm er zu. Ich hatte es mit einer Persönlichkeit mit Einsicht zu tun, die genau wusste, wann und wie der Druck anzuwenden war.
Die Identität meines Feindes zu erkennen, war ein Riesenschritt nach vorne. Ich durchforschte die Bibel und fand einen Vers, von dem ich glaubte, dass er die Lösung meines Problems sein könnte. In Joel 3,5 heißt es:
„Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“
Ich war überzeugt, dass diese Verheißung ebenso umfassend wie Joh. 3,16 ist:
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Ich verstand Joel 3,5 als eine Verheißung, die sich ausdrücklich auf die Befreiung bezieht. Ich zog die beiden Schriftstellen zusammen – Jes. 61,3 und Joel3,5 – und betete ein sehr spezifisches Gebet. Ich nannte den Namen des Geistes (den Geist der Schwermut) und berief mich auf Gottes Verheißung: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Ich betete: „Gott, im Namen des Herrn Jesus Christus bitte ich dich – nach deinem Wort – mich von diesem Geist der Schwermut zu befreien.“ Und als ich dieses besondere biblische Gebet betete, wurde ich frei. Der Druck löste sich auf.
Danach gingen meine Lernerfahrungen weiter. Ich lernte, dass es eine Sache ist, befreit zu werden, aber eine völlig andere, befreit zu bleiben.
Gott fing an mir zu zeigen, dass er seinen Teil getan hatte, und dass ich nun den meinen zu tun hatte. Er hatte mein Denken von dieser dämonischen Bedrückung befreit. Nun lag es an mir, mein Denken umzuerziehen und eine völlig neue Einstellung und Denkweise zu entwickeln. Bevor ich befreit war, war ich nicht in der Lage, das zu tun. Nach meiner Befreiung war es meine Verantwortung, es zu tun. Gott hatte seinen Beitrag geleistet, indem er mich befreite, aber ich musste meinen Teil beitragen, indem ich meine Befreiung aufrecht erhielt.
Ich glaube, das trifft auf fast alle Bereiche zu, in die Gott um unseretwegen eingreift – auf Rettung, Heilung, Befreiung.
Gott trägt seinen Teil bei, und dann müssen wir das unsere tun. Unser Teil ist die Verteidigung – das Festhalten dessen, was Gott uns gegeben hat.
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