Um der Engel willen (Teil 2)

Derek Prince
*First Published: 2000
*Last Updated: Dezember 2025
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In meinem vorherigen Lehrbrief hatte ich darauf hingewiesen, dass Christen bei ihrer Anbetung mit der Anwesenheit von Engeln – sowohl guten als auch bösen Engeln – rechnen müssen. Die Schrift offenbart uns vor allem die irdische Aktivität gefallener Engel vor der Sintflut sowie danach zur Zeit Noahs.
Ich sprach in diesem Zusammenhang auch über die ursprüngliche Rebellion Luzifers – jetzt Satan genannt – die in Jes. 14,12-15 beschrieben wird. In diesem Kapitel möchte ich nun Satans Rebellion und deren Konsequenzen näher untersuchen. Hes. 28,1-19 vermittelt uns einige wichtige Einblicke in die Rebellion Luzifers und stellt uns zwei Personen vor – nämlich den Fürsten von Tyrus und den König von Tyrus.
Der Fürst von Tyrus und der König von Tyrus
Obwohl der Fürst von Tyrus offenbar von sich behauptete, dass er ein Gott sei, wird er in Jes. 14,9 als ein Mensch beschrieben, der durch die Hand des einmarschierenden Feindes den Tod findet:
„Wirst du dann angesichts deiner Mörder auch noch sagen: Gott bin ich! während du (doch nur) ein Mensch bist und nicht Gott, in der Hand derer, die dich durchbohren?“
Der König von Tyrus dagegen ist eindeutig ein Engel, der usprünglich einen Ehrenplatz im Himmel eingenommen hatte: „… du warst in Eden, dem Garten Gottes; aus Edelsteinen jeder Art war deine Decke …“ (Vers 13)
„Du warst ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher.“ (Vers 14)
„Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht in dir fand.“ (Vers 15). Luzifer war eine strahlende Persönlichkeit, aber er war ein Geschöpf, das gegen seinen Schöpfer rebellierte.
„Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest.“ (Vers 16; Hervorheb. d. Autors). Das in 3. Mose 19,16a als Verleumder übersetzte Wort stammt von der gleichen Wurzel wie das obige Wort Handel und bezeichnet jemanden, der von einer Person zur anderen geht und Gerüchte verbreitet. Dieses Wort weist also darauf hin, dass Luzifer unter den ihm unterstellten Engeln umherging, um die Loyalität zu untergraben, die sie für Gott empfanden, und sie zu überreden, sich seiner Rebellion gegen Gott anzuschließen. Vielleicht machte er Bemerkungen wie z. B. „Gott weiß dich nicht wirklich zu schätzen. Wenn ich an Gottes Stelle wäre, würde ich dir eine viel höhere Position geben.“
Gott – vor dem kein Geschöpf unsichtbar ist (s. Hebr. 4,13) – wusste zweifellos von Luzifers Aktivitäten, gab ihm jedoch Zeit, seine Pläne für die Rebellion zu beenden, ehe Er gegen ihn vorging.
„Dein Herz wollte hoch hinaus wegen deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht um deines Glanzes willen.“ (Vers 17). Die außergewöhnliche Weisheit Luzifers sowie seine Schönheit füllten sein Herz mit Stolz und führten schließlich zu seinem Sturz.
Jes. 14,13-14 bringt ebenfalls zum Ausdruck, dass dies Luzifers Motiv war.
„Und du, du sagtest in deinem Herzen:Wir alle müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass der Grund für Luzifers Fall sein Stolz war. Stolz ist auch die Haupttriebfeder, die Satan benutzt, um die Menschen zur Sünde zu verführen – Stolz hat mehr Männer und Frauen zu Fall gebracht, als alle anderen Sünden zusammengenommen.
Die Beziehung zwischen dem Fürsten von Tyrus (einem Menschen) und dem König von Tyrus (einem Engel) veranschaulicht die Art und Weise, auf die satanische Engel in der Himmelswelt im Lauf der Geschichte in irdische Geschehnisse eingriffen, indem sie menschliche Herrscher unter ihre Kontrolle brachten.
Ihre Beziehung zueinander dient auch als Vorausschau auf die Beziehung, die sich später zwischen Satan und dem Antichristen entwickeln wird, wobei Satan den Antichrist benutzen wird, um die Anbetung der gesamten Welt für sich zu gewinnen. „Und sie (die ganze Welt) beteten den Drachen (Satan) an … und sie beteten das Tier an (den Antichristen) …“ (Offb. 13,4)
Da Anbetung immer und ausschließlich Gott allein zusteht, wird Satan einen letzten Versuch starten, durch diese auf ihn gerichtete Anbetung der ganzen Welt sein ursprüngliches Ziel – also das Ziel, Gott gleichgestellt zu sein – letztlich doch noch zu erreichen.
Der Standort vom Königreich Satans
Satan und die Engel, die sich seiner Rebellion gegen Gott angeschlossen hatten, wurden aus dem Himmel verstoßen, aber sie wurden bisher noch nicht auf die Erde geworfen. In Eph. 6,12 bezeichnet sie Paulus als „die geistigen (Mächte) der Bosheit [wörtlich:] in den himmlischen Welten [Plural].“
In Kol. 1,16 nennt Paulus die vier wesentlichen Rangstufen der Engel, die von Gott durch Christus geschaffen wurden: Throne, Herrschaften, Gewalten (Fürstentümer) und Mächte (Obrigkeiten). Eph. 6,12 bezeichnet die beiden höchsten Rangstufen, die gemäß der Aussage von Paulus an Satans Rebellion teilnahmen, als Gewalten und Mächte. Dies bedeutet, dass Satan weder Throne noch Herrschaften zur Teilnahme an seiner Rebellion verleiten konnte.
Bereits in 1. Mose 1,1 (dem ersten Vers der Bibel überhaupt) informiert uns die Bibel, dass das Wort Erde grammatikalisch gesehen eine Singularform ist, während das Wort Himmel im Plural erscheint – also die Himmel: „Am Anfang schuf Gott die Himmel [Plural!] und die Erde [Singular!]“.
In 2. Kor. 12,2 spricht Paulus von einem Menschen, „der bis in den dritten Himmel entrückt wurde". Wenn es einen dritten Himmel gibt, dann ergibt sich daraus logischerweise, dass es auch einen ersten und einen zweiten geben muss. Paulus sagt, dass dieser Mensch „in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die auszusprechen einem Menschen nicht zustehen“ (oder: „… Worte, die auszusprechen ein Mensch nicht fähig ist“). Daraus lässt sich erkennen, dass der dritte Himmel – der am höchsten gelegen ist – ein Ort allerhöchster Heiligkeit darstellt, die eigentliche Wohnstätte Gottes selbst. Wenn der erste Himmel der Bereich ist, den man von der Erde aus sehen kann, dann muss es einen zweiten Himmel geben einen „mittleren“ Himmel irgendwo zwischen dem sichtbaren Himmel und dem dritten Himmel, wo Gott weilt.
Daniels 3-wöchige Fastenzeit
In Dan. 10,2-12 erzählt Daniel, dass er drei Wochen lang trauerte und teilweise fastete. Danach erschien ein Engel vor ihm und sagte zu ihm: „Fürchte dich nicht, Daniel, denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden. Und um deiner Worte willen bin ich gekommen.“ (Vers 12)
Später, in Dan. 10,13-21, spricht Daniel von drei weiteren Engeln: Michael, einem der Erzengel Gottes, sowie dem Fürsten von Persien und dem Fürsten von Griechenland. Die beiden letzteren sind Engel – möglicherweise Erzengel – Satans.
Bevor der von Gott gesandte Engel Daniel auf Erden erreichen konnte, musste er zuerst satanische Engel, die gegen ihn kämpften, passieren und sie überwinden. Das bestätigt, dass sich Satans Königreich in der „Himmelswelt“ befindet – irgendwo zwischen dem Himmel, wo Gott weilt, und dem, der von der Erde aus sichtbar ist. Dadurch erfahren wir auch einige wichtige Fakten im Hinblick auf Gebet und geistliche Kriegsführung:
- Die Initiative für diese Ereignisse ging von Daniel auf Erden aus. Es war sein Gebet und sein Fasten, das die Aktivität von Gottes Engeln in der Himmelswelt in die Wege leitete.
- Zwischen dem Himmel, der Gottes Wohnsitz ist, und dem von der Erde aus sichtbaren Himmel gibt es ein Königreich satanischer Engel. Diese satanischen Engel kämpften mit dem Engel, der vom dritten Himmel aus (wo Gott weilt) zu Daniel entsandt worden war.
- Diese satanischen Engel waren so mächtig, dass es drei Wochen dauerte, bis der Engel Gottes endlich ihren Widerstand brechen konnte.
- Die Gebete Daniels waren entscheidend für den endgültigen Sieg.
Lektionen, die wir von Daniel lernen können
Dieser Bericht über Daniels Gebet enthält wichtige Hinweise, die unsere Gebete wirksamer machen können.
- Unsere Gebete können die Macht Gottes im Himmel mobilisieren. Manchmal wartet Gott darauf, dass wir auf der Erde die Initiative ergreifen.
- Bevor unsere Gebete den Thron Gottes im Himmel erreichen können, müssen sie zuerst ein satanisches Königreich passieren, das sich in der Himmelswelt befindet. Aus diesem Grund müssen diese Gebete eine übernatürliche Kraft besitzen: „Denn das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft.“ (1. Kor. 4,20; z. T. nach d. rev. Fassung der Lutherübersetzung)
- Unser Gebet muss also verstärkt werden durch Lobpreis und Danksagung, die sozusagen als „Trägerrakete“ für unsere Gebete funktionieren und diese zum Thron Gottes emportragen. „Flehen, Gebete und Fürbitte müssen von Danksagung begleitet werden.“ (1. Tim 2,1).
- Fasten erhöht unser geistliches Wahrnehmungsvermögen und verleiht unseren Gebeten übernatürliche Kraft. Einige satanische Mächte weichen nur mit Gebet, das von Fasten begleitet ist.
In meinem nächsten Lehrbrief werden wir uns mit verschiedenen geistlichen Schutzvorrichtungen befassen, die Gott uns für den Kampf gegen Satan und sein Königreich rebellischer Engel zur Verfügung gestellt hat.
¹ ¹ Hebrews 4:13
² ² Revelation 13:4
³ ³ Genesis 1:1
⁴ ⁴ 1 Corinthians 4:20
⁵ ⁵ 1 Timothy 2:1
Code: TL-L026-100-DEU