Geist, Seele und Leib

Derek Prince
*First Published: 1996
*Last Updated: Dezember 2025
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„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“ (1. Thess. 5,23)
Paulus betet für diese Christen, dass Gott sie durch und durch heiligen möge, und er erwähnt die drei Bereiche, die zusammengenommen die Gesamtheit unseres menschlichen Wesens ausmachen: Geist, Seele und Leib.
Die meisten Christen wissen kaum, wie sich diese drei Bestandteile unserer Persönlichkeit voneinander unterscheiden. Die Bibel gibt uns jedoch einen einzigartigen „Spiegel“ an die Hand, der ihr Wesen und ihr Zusammenwirken offenbart und uns zeigt, welche Aufgabe jedem dieser Bereiche zukommt. Wenn wir diesen Spiegel in falscher Weise verwenden, sind innere Frustration und Missstimmung die Folge.
Bei der Schöpfung des Menschen sagte Gott: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild“, „uns ähnlich“ (1. Mose 1,26). „Bild“ bezieht sich auf die äußere Erscheinung des Menschen. In gewisser Weise trifft das auf keine andere Kreatur zu; nur der Mensch spiegelt die äußere Erscheinung Gottes wider. Deswegen war es angemessen, dass der Sohn Gottes, als er auf die Erde kam, in Menschengestalt kam – und nicht als ein Ochse oder ein Käfer – und auch nicht in der Erscheinungsform eines himmlischen Wesens wie z. B. eines Seraphim.
„Ähnlich“ bezieht sich auf die innere Natur des Menschen. Die Schrift beschreibt Gott als ein dreieiniges Wesen: Vater, Sohn und Geist. In gleicher Weise offenbart es den Menschen als dreieiniges Wesen, das aus Geist, Seele und Leib besteht.
Der Schöpfungsbericht offenbart, wie diese dreieinige Natur ins Leben gerufen wurde: „Da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele“ (1. Mose 2,7).
Der Geist des Menschen entstand durch den Atem Gottes, der ihm eingehaucht worden war. Sein Körper war aus Erde geformt, die in lebendiges, menschliches Fleisch umgewandelt wurde. Und sofort wurde er zu einer lebendigen Seele.
Die Seele formte also sein Ich, die individuelle Persönlichkeit. In der Regel schreibt man ihr drei Bestandteile zu: Wille, Verstand und die Gefühle. Sie trifft persönliche Entscheidungen und artikuliert sich in drei Sätzen: „Ich will“, „Ich denke“, „Ich fühle“. Alles menschliche Verhalten wird von diesen drei Beweggründen kontrolliert – sofern es nicht von der übernatürlichen Gnade Gottes berührt wird.
Der Mensch wurde geschaffen, um eine persönliche Beziehung mit Gott zu haben, aber sein sündiger Ungehorsam hatte katastrophale Folgen in allen drei Bereichen seiner Persönlichkeit.
Auswirkungen der Sünde
Vom Kontakt mit Gott abgeschnitten, starb der Geist des Menschen. Damit erfüllte sich die Warnung, die Gott ausgesprochen hatte: „Aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben!“ (1.Mose 2,17). Der körperliche Tod Adams erfolgte jedoch erst 900 Jahre später.
Dadurch, dass der Mensch im Ungehorsam gegenüber Gott seinen Willen durchgesetzt hatte, um in direktem Ungehorsam gegen Gott zu handeln, wurde er in seiner Seele zum Rebellen. Seit dieser Zeit erbt jeder Mensch, der von Adam abstammt, das Wesen eines Rebellen.
In Epheser 2,1-3 beschreibt Paulus die Folgen der Rebellion, die jeden von uns betreffen:
„Auch euch hat er auferweckt, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt. Unter diesen hatten auch wir einst alle unseren Verkehr in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die anderen.“
Als Folge der Sünde sind wir alle tot gewesen in unserem Geist. In unseren Seelen haben wir alle rebelliert gegen Gott. Auch unsrer Körper ist der Vergänglichkeit unterworfen worden – d.h. Krankheit, Verfall und Tod.
Doch die grenzenlose Liebe Gottes erweist sich darin, dass Er sich beständig nach der Wiederherstellung seiner Liebesbeziehung mit dem Menschen sehnt. „Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ“ (Jak. 4,5). Und darüber hinaus hat Gott durch den Opfertod Jesu am Kreuz eine Möglichkeit geschaffen, wie die verlorengegangene Gemeinschaft wiederhergestellt werden kann.
Auswirkungen der Errettung
In Epheser 2,4-5 beschreibt Paulus, was die Errettung in unserem Geist bewirkt:
„Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet!“
Wenn unser Geist wieder mit Gott vereinigt ist, wird er auch wieder zum Leben erweckt. Zur selben Zeit wird unsere Seele – durch Umkehr und Glauben – von Rebellion befreit und mit Gott versöhnt.
„Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.“ (Röm. 5,10-11)
Wenn uns bewusst wird, dass wir alle gegen Gott rebelliert haben, verstehen wir, warum es keine echte Errettung ohne Buße geben kann. Buße bedeutet, unsere Rebellion aufzugeben und uns selbst der gerechten Herrschaft Gottes zu unterwerfen.
Die Errettung wirkt sich auch auf unseren Körper aus. Von der Knechtschaft der Sünde befreit, wird unser Körper zu einem Tempel, in dem der Heilige Geist wohnt, und unsere Glieder werden zu Werkzeugen der Gerechtigkeit (Röm. 6,13). Bei der Wiederkehr Christi werden unsere Körper dann in unsterbliche Körper verwandelt werden wie der Körper Christi.
Voraussetzungen für Jüngerschaft
Jesus beauftragte Seine Apostel, aus allen Nationen Jünger zu machen. Er sagte ihnen nicht, sie sollten Kirchenmitglieder werben. Jüngerschaft verlangt die Bereitschaft zu einer radikalen Hingabe in jedem Bereich unserer Persönlichkeit – Geist, Seele und Leib.
Die Bedingung für unseren Körper steht in Römer 12,1: „… eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.“ Gott verlangt von uns, dass wir unseren Körper so vollkommen auf dem Opferaltar niederlegen wie die Israeliten unter dem alten Bund die Opfertiere. Einen wichtigen Unterschied gibt es jedoch. Die Israeliten töteten die Tiere, die sie darbrachten. Unser Körper, den wir Gott darbringen, soll ein lebendiges Opfer sein.
Dennoch gehört unser Körper von diesem Augenblick an nicht mehr länger uns selbst. Er ist Gottes Eigentum, sein Tempel. Wir sind nur Verwalter, und wir müssen Gott Rechenschaft abgeben darüber, wie wir mit seinem Tempel umgegangen sind. Unglücklicherweise behandeln heutzutage viel zu viele Christen ihren Körper so, als gehöre er noch immer ihnen, und als könnten sie mit ihm tun und lassen, was sie für richtig halten.
Was unsere Seele anbelangt, formulierte Jesus Seine Bedingung in Matthäus 16,24-25:
„Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst [wörtl.: seine Seele] und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach! Denn wer sein Leben [seine Seele] retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben [seine Seele] verliert um meinetwillen, wird es finden.“
Unser Kreuz ist der Ort, wo wir uns entscheiden zu sterben. Gott zwingt uns das nicht gegen unseren Willen auf. Wir nehmen unser Kreuz nur aus eigenem freien Willen auf uns. Genau an dieser Stelle müssen wir unsere Seele verleugnen. Das heißt, dass wir „Nein“ sagen zu den drei Forderungen der Seele: „Ich will,“ „Ich denke,“ „Ich fühle“. Ab diesem Zeitpunkt stehen wir nicht mehr unter der Kontrolle dieser drei Beweggründe. Ihr Platz wurde von Gottes Wort und Gottes Willen eingenommen. Indem wir dem Wort und dem Willen Gottes gehorchen, finden wir das neue Leben, das Christus uns anbietet. Nur durch den Tod kann unsere Seele dieses neue Leben finden.
Indem wir Gottes Bedingungen für unseren Körper und unsere Seele erfüllen, wird unser Geist dazu befreit, in eine Gemeinschaft mit Gott einzutreten, die noch wunderbarer ist als diejenige, die durch den Sündenfall verlorengegangen war. In 1. Korinther 6,15-17 warnt Paulus vor der unmoralischen, sexuellen Vereinigung mit einer Prostituierten, weil man dadurch ein Leib mit ihr wird. Anschließend beschreibt er das völlige Gegenteil hierzu: „Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit Ihm.“
Die Schlussfolgerung hieraus ist eindeutig. Der erlöste Geist kann sich nun einer Einheit mit Gott erfreuen, die so eng und innig ist wie die sexuelle Vereinigung mit einer Prostituierten für den Körper. Weder die Seele noch der Körper, sondern ausschließlich der Geist kann diese direkte, innige Einheit mit Gott erfahren.
Unser Geist gelangt in erster Linie durch den Akt der Anbetung in diese Einheit mit Gott. In Johannes 4,23-24 sagt Jesus:
„Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“
Er macht deutlich, dass wahre Anbetung eine Aktivität unseres Geistes sein muss.
In den heutigen Gemeinden wird das Wesen des Lobpreises kaum verstanden, hauptsächlich deshalb, weil wir uns nicht über den Unterschied zwischen Geist und Seele im klaren sind. Anbetung ist keine Form von Unterhaltung. Unterhaltung hat ihren Platz im Theater, jedoch nicht in der Kirchengemeinde. Anbetung ist auch nicht dasselbe wie Lobpreis. Wir preisen Gott mit unserer Seele, und es ist vollkommen richtig, dies zu tun. Durch unseren Lobpreis haben wir Zugang zur Gegenwart Gottes. Sobald wir jedoch in Seiner Gegenwart sind, genießen wir durch die Anbetung wahre geistliche Einheit mit Ihm.
Das Ziel der Errettung ist, Gott auf diese Weise anbeten zu können – zunächst hier auf Erden, und später im Himmel. Dies ist die höchste und heiligste Aktivität, zu der ein menschliches Wesen fähig ist. Sie ist jedoch nur dann möglich, wenn sich Seele und Körper dem Geist unterordnen und mit ihm harmonieren. Eine solche Anbetung ist oftmals zu tief, als dass man sie in Worte fassen könnte. Sie wird zu einer intensiven und stillen Einheit mit Gott.
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